Den kannte ich bisher nicht. Beim Stöbern im Unterlenker, dem Rennrad-Blog von Boris Odendahl, den ich hier ausdrücklich empfehlen möchte, bin ich über ihn, nein, über sie gestolpert: den Film „The Road from Karakol“ und diesen etwas schrägen, aber sympathischen Kyle Dempster.

Im Sommer 2011 fährt Kyle Dempster, damals 28, mit einem Fahrrad und einem Anhänger durch Kirgistan, der Schweiz Zentralasiens, wie er es nennt. Sein Ziel: diesen sehr gebirgigen zentralasiatischen Staat mit dem Rad zu durchqueren und dabei den ein oder anderen Berg als Erstbesteiger mitzunehmen. Denn Kyle Dempster ist von Haus aus nicht Radfahrer, sondern Bergsteiger.

Kirgistan - die Schweiz ZentralasiensKarte: Nord-Nord-West

Ums Bergsteigen geht es in dem 25 minütigen Film aber nur am Rande. Im Vordergrund steht sein Biketrip durch das wilde Kirgistan. Schon nach den ersten Sekunden spürt man, was für ein Typ Kyle Dempster ist. Das liegt nicht nur an der Art seiner Live-Statements während er filmt, sondern auch am erzählenden Part, den er ebenfalls selbst spricht und an seinen zahlreichen Grimassen, die er während des Films schneidet.

Der komplette Film entstand mit einer GoPro und einer Sony SDC-HX9V. Der Film hat 2013 zahlreiche Preise gewonnen. Ich möchte nun aber nicht mehr Worte über diesen Film verlieren, lasst ihn mit diesem Hauptdarsteller und der kirgisischen Landschaft einfach auf Euch wirken.

Kyle Dempster ist seit August 2016, beim Versuch die Nordwand des Ogre II in Pakistan zu durchsteigen, verschollen. Er und sein Freund Scott Adamson wurden am 23. August von Schlechtwetter überrascht. Trotz intensiver Suche fehlt seitdem von beiden jede Spur.

Nach einhelliger Meinung zählte Kyle Dempster zu den besten Bergsteigern der letzten Jahre. Zweimal wurde er mit dem Piolet d’Or (goldener Eispickel) für herausragende Leistung im extremen Bergsport ausgezeichnet, einmal unter anderem für die Bezwingung des Ogre I, der als einer der schwierigsten Berge der Welt gilt. Erst dreimal ist eine Besteigung dieses Bergs überhaupt geglückt.

2015 kam Kyle Dempster am Ogre II – der Name Ogre bedeutet übrigens Menschenfresser – noch mit einem „blauen Auge“ davon. Er und sein Kletterkumpan Scott Adamson überlebten einen 100 Meter tiefen Sturz wie durch ein Wunder.

Auf die Frage, was ihn als Bergsteiger auszeichne, antwortete Kyle Dempster 2014 in einem Portrait der deutschen Zeitschrift Alpin:

„Mein Erfolgsgeheimnis als Alpinist ist, dass ich ein ziemlich schlechtes Gedächtnis habe. Ich vergesse immer wieder, wie hart, wie kalt, wie scheiße manche Touren so waren ... und dann ziehe ich wieder los ... “


Die Radstrecke von Kyle Dempster durch Kirgistan

Kyle Dempster Radstrecke durch Kirgistan
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Kyle Dempster - The Road from Karakol

Alle Bilder: The Road from Karakol (Press Kit)

 

One thought on “Kyle Dempster – ein Leben auf dem Grat

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