Mit dem Rad will ich von Bonn nach Skagen, jenem nördlichsten Punkt auf der Wetterkarte oben in Dänemark. Ich gebe Start und Ziel in meine Navigationssoftware ein. Zusätzlich wähle ich die Optionen, „verkehrsarm“ und „asphaltierte Straßen“. Außerdem soll die Strecke über Hamburg gehen. Nachdem ich auf „Route erstellen“ geklickt habe, habe ich den perfekten Track.

Per drag und drop ziehe ich den Track auf meine Smartwatch. Eine Vibration der Uhr sagt mir an jeder Kreuzung, ob ich links, recht oder weiter geradeaus fahren soll. Einmal vibrieren bedeutet links abbiegen, zweimal bedeutet rechts und keine Vibration heißt, einfach weiter geradeaus. Wenn nach der ersten Vibration noch eine lange folgt, dann heißt dies  entweder halbrechts oder halblinks. Zusätzlich wird die Richtung als Pfeil auf dem Watchface angezeigt.

Wer keine Vibrationen am Handgelenk mag, kann auch auf eine akustische Benachrichtigung umstellen. Per Spracheingabe ist es möglich, die aktuelle Navigationsstrecke zu unterbrechen, um sich zum nächsten Supermarkt, Schnellrestaurant oder Campingplatz bringen zu lassen. Fahrradnavigation einfach und unkompliziert – aber leider nur mein Traum.

Um diesem Traum ein Stückchen näher zu kommen, hatte ich mir im letzen Frühjahr eins der Flaggschiffe bei der Fahrradnavigation, einen Garmin Edge 1000, zugelegt. Eingeschlagen ist das Gerät bei mir nicht. Denn die Realität sieht anders aus – eben nicht einfach und unkompliziert.

Fragen über Fragen

Zeugnis dafür sind unzählige Foreneinträge und Handbücher zu diesem Thema. Geräte, Software und Best-Practice müssen lang und breit erklärt werden.

Fahrradnavigtion erklärt von Thomas Frotizheim

Ja, der Edge 1000 funktioniert. Bei meinen drei Touren, die ich mit ihm geplant habe, hat er mich auch alle drei Male ans Ziel gebracht. Aber ganz ohne Zicken lief’s nie.

Dass ein nicht so technikaffiner User hier das Handtuch wirft, kann ich nur zu gut verstehen. Mit welcher Software plane ich überhaupt meine Tour? Nehme ich ne Route oder einen Track (Die Foren sind voll mit dieser Frage).

Wenn ich beim Garmin auf Los drücke, warum geht es dann nicht los? Stattdessen beginnt er nämlich die Strecke über Minuten (!) zu berechnen. Für ihn mag das „los“ sein, für mich definitiv nicht!

Kann ich währenddessen schon losfahren oder lieber nicht, weil sonst alles durcheinander kommt? (Antwort: Ja, man kann! Aber Vorsicht! Während der Berechnung der Strecke gibt es keine Abbiegehinweise)

Warum sagt er mir „Derzeit keine Route aktiv“, obwohl eine aktiv ist?! Sekunden später fährt er dann ganz normal fort. Nach einem Richtungswechsel kam es mehrfach vor, dass das Gerät einfach einfror, aber nicht komplett abstürzte. Bedienen konnte man es dieser Zeit nicht. Dann ging es auf einmal wieder weiter … Mmmh.

Ich habe einen Traum …

Naigationsungereimtheiten

 

 

12 thoughts on “Fahrradnavigation: Ich habe einen Traum

  1. Ich plane große Touren meist in Ruhe mit gpsies, kann damit richtig gut Varianten durchspielen und prüfe dann die Beschaffenheiten der Wege in Zweifelsfällen noch per Satellitenkarte ab. Trotzdem passiert es immer mal wieder, dass man auf sauber umgepflügten Feldwegen landet.
    Schöner Plan – Skagen wäre auch noch so ein Ziel

     
    • Oh, sogar Check per Satellitenkarte, wow! Gpsies muss ich mir mal anschauen, ich hab die App und einen Account aber richtig eingestiegen bin ich da noch nicht. Werde das Thema jetzt aber mal intensiver angehen.

       
      • Die App finde ich nicht so toll, ich bevorzuge da eher die Planung am PC oder Notebook.
        So wie Dietmar schreibt – den Track (nicht Route) gut planen, machts sich am großen Monitor am Besten – erspart manche böse Überraschung. Sat-Karte da, wo es z.B. unklar ist, ob eine Bundesstraße genutzt werden muss oder ein begleitender Radweg das Überleben möglich macht 🙂
        Trotzdem kann es vorkommen – dass man um Mitternacht mitten im Wald stehen kann – und nur aufs Navi und nicht auch mal auf die Intuition vertraut hat 😉
        Wünsche Dir maximalen Erfolg

        Grüße Lutz

         
  2. Fahrradnavigation – the dream continues 😉

    Damit beschäftige ich mich jetzt schon seit >15 Jahren aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Anfangs gab es das Problem, dass einfach noch zu wenig verlässliche Daten über mit dem Rad befahrbare Wege existierten. OSM hat das Datenproblem (Wegebeschaffenheit, Lage, Zusatzinformationen in Form von POI) zwar weitestgehend gelöst, allerdings ist die Vielfalt der für Radfahrer befahrbaren Wege ungleich höher, als für Autofahrer. Man denke nur an die unzähligen Forst-, und Wirtschaftswege in der freien Landschaft, die Radfahrer (legal) benutzen dürfen. Nimmt man dann noch Einschränkungen, wie z.B. Breitenregelungen für Mountainbiker (= juristisch gesehen ALLE Radfahrer), wie z.B. im Siebengebirge oder in Baden-Württemberg dazu, dann muss das Navi einen ungeheuren Berg von zusätzlichen Varianten für die Routenführung berechnen. Dafür braucht man schon richtig Rechenleistung, die erst seit ein paar Jahren auf mobilen Geräten verfügbar ist.

    Wenn man darüber hinaus einbezieht, dass jeder Radfahrer eigene Vorstellungen von seiner „idealen“ Strecke hat, z.B. Rennradfahrer, „E-Bike-Rentner“ oder das Schulkind, das den sichersten Schulweg fahren will, dann müssten noch zahlreiche weitere objektiv erhobene Daten über Verkehrsbelastungen, aber auch subjektive Bewertungskriterien wie z.B. „landschaftliche Schönheit“ in das Routing einfließen. Jetzt kommen noch die Touristiker dazu, die hunderte ausgeschilderte und vermarktete Themenrouten ebenfalls im Navi darstellbar haben wollen und dann ist irgendwann einfach „information overload“.

    Im Vergleich zum Autofahrer ist es den allermeisten Radfahrern auch nicht egal, wenn das Navi auf einmal zig Kilometer Umwege vorschlägt, um „besser“ ans Ziel zu kommen. Einen Autofahrer jucken 30 km Umweg überhaupt nicht, wenn er damit einen Stau umfahren und ein paar Minuten sparen kann. Ein Reiseradler, der evtl. eine Unterkunft gebucht hat, wird aber nicht 15 km extra fahren wollen, nur weil sein Navi sich gerade „verschluckt“ hat.

    Daher fächern sich die Angebote bei den Radnavis inzwischen auch so extrem auf in spezielle Lösungen für den Alltag, für Sportler und für Touristen. Meine ersten GPS-Geräte konnten noch nicht mal Karten darstellen. Aber auch mit einem „gelben etrex“ der ersten Serie haben wir 2002 in Rumänien von Papierkarten einzelne Koordinaten abgegriffen und sind damit durch die Karpaten navigiert. Ein Garmin Edge verhält sich dazu wie eine Mondrakete verglichen mit einem Bollerwagen. Die meisten Leute wollen aber gar nicht zum Mond fliegen, sondern „nur“ den Komfort haben, den sie aus dem Auto gewohnt sind. Daher sind Tourenapps auf dem Smartphone, Online Routenportale oder „One-Click-Navis“ mit optimiertem Nutzerprofil für den Schönwetter-Freizeitradler wohl auch für die allermeisten Nutzer die richtige Wahl.

    Wenn man feste Vorstellungen hat, welche Routen man selbst bevorzugt, mit welchem Rad man unterwegs sein und wie man gerne navigiert werden möchte, wird wohl vorerst noch kein Weg daran vorbei führen, sich mit der eigenen Routenplanung (oder der Gerätekonfiguration) intensiv auseinanderzusetzen.

    Weiter träumen darf man natürlich trotzdem…

     
    • Danke Ulf, für Dein ausführliches Feedback. Jetzt hab ich hier ein Blogpost im Blogpost :). Wie Du schreibst, man muss sich damit auseinandersetzen … ich werde das Thema jetzt mal angehen.

       
  3. Mein Bravo für den Kommentar von Ulf. Du triffst die Problematik punktgenau. Leider erwarten viele Radler von den Geräten Dinge, die sie heute einfach noch nicht leisten können. Ein Garmin kann eine Route auch nur nach dem vorhandenen Kartenmaterial rechnen. Und das ist trotz der vielen Entwicklungen der OSM-Karten immer noch DAS Problem. Und je länger die Route zwischen den Wegpunkten, umso ungenauer wird das.
    Ich habe auch meine Erfahrungen mit diversen Garmins vom ersten Etrex bis zum heutigen Oregon 650 gemacht. Selten war bei einer Fehlnavi das Gerät selber schuld. Aktuell ist meine Erkenntnis: Bei langen Touren über 100, 200 oder mehr Kilometer hilft nur eine saubere eigene Planung, aktuelles Kartenmaterial und dann die Erstellung eines individuellen Tracks, TRACK, nicht ROUTE bauen. Den auf dem großen Bildschirm checken – geht der gewählte Verlauf tatsächlich über gute Straßen, Radwege. Notfalls mal in Google Earth nachschauen. Andere Fernradler haben reichlich Tracks als Vorlage in GPSies und Bikemap hochgeladen. Und dann kann es losgehen.

    Planung im Sinne der Vorfreude auf eine große Tour kann auch Spaß machen. Und schützt vor bösen Überraschungen.

    Wie so oft: Die Fehler macht selten das System, meistens ist es der Nutzer, der “zuviel” erwartet. Garmin und Verwandte leisten allerdings auch mit blumigen Versprechungen ihren Beitrag, um die Erwartungen
    hochzuschrauben. Und dann ist die Enttäuschung groß, wenn die Route irgendwo im Wald endet.

    Also gilt auch hier: Den eigenen Verstand bemühen und ihn eingeschaltet lassen. Augen auf!

    Ich bin schon jetzt freudiger Erwartung, wie meine Planung für eine 1000 km Tour durch Tschechien und Österreich passen wird.

    all the best

    Dietmar

     
  4. Uih, das scheint ja ein Thema zu sein, das im wahrsten Sinne des Wortes bewegt – nicht nur mich. Gute Aspekte, die Du da anführst Dietmar. Ich hab Durch Eure Kommentare jetzt schon eine Menge gelernt. Damit hätte ich gar nicht gerechnet 🙂

     
  5. Immer, wenn ich glaube, ich hätte die Sache jetzt im Griff, überrascht mich Hard- oder Software wieder neu. Insofern ist das wohl ein permanenter Lernprozess – in der Hoffnung, dass die Garmin-Kollegen auch ihren Ehrgeiz nicht verlieren. Das ist immer so eine Sache, wenn man der Marktführer ist und die Unternehmensleitung kernhaft auf den Profit schaut…

     
  6. Fehlt nur noch, dass ich jetzt mit den »Papierkarten« ums Eck komme …

    Aber im Ernst: Gerade Dietmars Ausführungen zur Navigation (auf seinem Blog oder als Kommentar auf meinem) habe ich mit großem Interesse gelesen und mir auch viele Gedanken gemacht. Ich war auch schon so weit, bei Garmin mal hinzulangen – nach der ersten Nachtfahrt in fremdem Terrain mit Karte auf der Lenkertasche kann ich die Schwächen meines bevorzugten Systems absolut nachvollziehen. Dennoch habe ich mich gerade vor einer Woche gegen Garmin entschieden, dafür gönne ich mir ein neues iPhone (SE) – das ist zwar schlechter beim Navigieren als ein Garmin, dafür ist Garmin noch viel, viel schlechter beim Telefonieren und Fotografieren als ein beliebiges Smartphone.
    Sicher ist es gut, lange Touren in fremder Umgebung möglichst genau zu planen – die Frage ist, wieviel Zeit man in diese Planung stecken kann und will, und wie schlimm es tatsächlich ist, im Zweifelsfall 10% der Gesamtstrecke als Umweg zu verbuchen, wie exakt die Route sein muss, wieviel Toleranz möglich, vielleicht aber auch nötig ist. Was Dietmar zur Qualität des digitalen Kartenmaterials sagt, gilt: Es gibt einfach zu viele Lücken, manchmal sind die Routenplaner auch schlicht doof – wenn ich über 500 km mit dem Rennrad fahre, will ich nicht, dass z. B. komoot mir sämtliche Rampen einbaut, die andere Nutzer zwischen Würzburg und Hamburg in ihren kleinen Feierabendrunden absolvieren (den Eindruck hatte ich aber mehr als einmal, als ich über Hügel kroch auf rumpeligen Nebenstraßen, während unten die Hauptstraßen bretteben und glatt geteert um den Hügel herumführten …).
    Eine gute Vorplanung ist wichtiger als ein System, das während der Tour möglichst exakt arbeitet, ein halbwegs brauchbares Elektrogerät für die elektronischen Karten/Routen unterwegs, auf das man ab und an einen Blick wirft, reicht m.E. aus. Und: Papierkarten (nie mehr ohne – nicht zwingend am Lenker, aber immer dabei haben, für alles!). Denn die bieten einerseits einen sehr guten Überblick über Radfernwege (hilfreich bei der Planung vorab), bieten aber immer verlässliche Orientierung unterwegs, auch im Funkloch, auch bei leerem Akku.

    Das von dir entworfene Szenario mit der vibrierenden Smartwatch klang für mich zuerst plausibel und attraktiv, aber bei längerem Überlegen fällt mir kein Setting ein, in dem ich das haben möchte. Stattdessen möchte ich endlich auf der Straße eine Orientierung mit Schildern haben, die wie beim Autoverkehr überall und gut lesbar sind, mir über Informationen zu Entfernungen und Richtungen hinaus auch noch die Wegbeschaffenheit anzeigen (Belag, Steigungen etc.) – der grüne Pfeil, den man gerne ohne weitere Hinweise auf irgendwas auf den Strecken sieht, die heute als Radweg bezeichnet werden, ist nicht wirklich informativ.
    Wir können individuell technisch beliebig hochrüsten, aber solange die meisten Streckenführungen so sind wie heute in Deutschland – immer inkohärent, manchmal unlogisch, oft rätselhaft –, landen wir doch immer wieder an einem Punkt, an dem wir uns verwundert fragen: »Wo bin ich, und wenn ja, warum?« …

    Fehler gehören dazu – man muss sie nicht provozieren und kann mit geringem Aufwand viele vermeiden. Aber sie sind auch nicht der Super-Gau: Über Routenfehler bin ich schon mehrmals auf interessante Alternativen gestoßen, die ich mittlerweile regelmäßig nutze (während ich die ursprüngliche Route schon gar nicht mehr wähle).

    Good Vibrations, Joas! Aber nicht zwingend am Handgelenk … 😉

     
    • Du wirst lachen lieber Jochen, an „Deine Karten“ (und Deinen Standpunkt zu dem Thema) habe ich beim Schreiben gedacht. Da bin ich auch gar nicht so weit von Dir entfernt. Je nach Tour oder Gebiet mach ich die Planung Zuhause mit der alten, guten Papierkarte sogar sehr gerne. Mein Kartenmaterial versuche ich auch immer möglichst aktuell zu halten.

      Beim Radfahren selber fand und finde ich Karten eher unpraktisch (Regen, Wind), auch wenn ich natürlich stromunabhängig bin. Ich mag es, beim Radfahren so wenig Krempel wie möglich dabei zu haben. Daher entsprach die Idee mit der Uhr eher dem Wunsch, das Thema Navigation auf ein Minimum zu reduzieren. Lieber den Blick in der Natur statt auf dem Display sozusagen ;).

      Deine Idee mit den Schildern finde ich grundsätzlich nicht schlecht, allerdings befürchte ich, dass man hierzulande dann dazu tendiert, aus den Radstrecken, dann einen Schilderwald zu machen. Als ich im letzten Jahr an Rhein-Mosel-Tour gemacht habe, wurde ich gefühlt alle paar hundert Meter darüber „informiert“, dass an dieser Stelle der Radweg endet, nur um dann ein paar Meter weiter, die „Info“ zu erhalten, dass der Radweg beginnt.

       
      • Ich habe es so gehandhabt, dass ich statt eines neuen Smartphones mir ein Garmin zulegte. Meistens bleibt mein “altes” Mobiltelfon zu Hause wenn ich auf Tour fahre. Ich finde es äußerst angenhem in der Natur unterwegs und von der digitalen Welt befreit zu sein. Die Planung der Route erledige ich meist zu Haus am großen Bildschirm. Wie schon von anderen erwähnt nutze ich zur Inspiration ganz gerne Gpsies / Outdooractive oder Qlandkarte mit den Karten von openmtbmap welche ich wiedrum auch am Garmin nutze. Koomot wollte ich gerne nutzen, allerdings kann/konnte man dort nur als zahlendes Mitgliede Daten herunterladen.

        Ob das Garmin navigiert vermag ich nicht zu beurteilen, mir kommt es so vor, dass ich ein Linie abfahre die ich vorher auf das Gerät hochgeladen habe. Mir ist es das ein oder andere mal passiert, als ich vergaß Kartenmaterial auf das Garmin zu laden, dass ich mich voll und ganz auf diese von mir geplante/recherchierte Route verlassen musste ohne zu wissen wo ich überhaupt bin.

         
  7. Pingback: Eine Frage der Navigation – Ride. Breathe. Live.

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