Das hat ganz schön gedauert. Meine schlummernde Sympathie für den ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e. V.) ist heute endlich zu einer ordentlichen Mitgliedschaft geworden. Und wenn ich sage, dass dies gedauert hat, dann rede ich nicht von Monaten oder Jahren, sondern eher von Jahrzehnten.
Aufgefallen ist mir der ADFC erstmals Anfang der 80iger Jahre, also relativ bald nach seiner Gründung im Jahr 1979. Ich hatte einige jener grün-orangen Fahrradkarten aus dem Haupka-Verlag, die als offizielle Karten des ADFC gekennzeichnet waren.
Seitdem ist mir der ADFC regelmäßig über den Weg gelaufen. Immer hab ich ihn als Stimme der Radfahrer wahrgenommen und damit hatte er meine Sympathien, die sogar soweit gingen, dass ich mir tatsächlich eine Mitgliedschaft vorstellen konnte.
Vollkommen unerheblich ist dabei für mich, ob ich in allen Fragen mit dem Fahrrad-Club übereinstimme. Den Radfahrern und dem Radverkehr überhaupt eine Stimme zu verleihen, ist für mich das entscheidende Kriterium. Dies find ich gut und wichtig.
Warum jetzt in den ADFC?
Dennoch ist es in fast 30 Jahren, obwohl ich immer aktiver Radfahrer war, nie zu einer Mitgliedschaft gekommen, warum also jetzt? Eine Antwort könnte sein, dass ich vielleicht ein noch aktiverer Radfahrer geworden bin, der jetzt zusätzlich auch noch versucht, ein wenig hinter die verkehrspolitischen Kulissen zu schauen.
Hinzukommt weiter, dass ich in den letzten drei Jahren vom Auto- zum Bahnfahrer mutiert bin. Geschäftliche Termine nehme ich, soweit es die Verbindungen zulassen, ausschließlich mit der Bahn und dem (Leih)rad wahr. Damit hat sich meine (verkehrspolitische) Wahrnehmung deutlich verändert und die Nähe zum ADFC ist noch größer geworden.
Schließlich hab ich den ADFC in Bonn in den letzten Monaten als wirkliche aktive Truppe erlebt. Als hier mit der Sanierung der Viktoriabrücke begonnen wurde, sperrte die Stadt Bonn mir nichts dir nichts die Brücke für den Radverkehr! Grund: Für Autos und Radfahrer sei nicht genügend Platz da und damit könne eine Gefährdung der Radfahrer nicht ausgeschlossen werden. Gegen diese Entscheidung lief der Bonner ADFC erfolgreich Sturm.
So ist es heute am Stand des ADFC auf dem Bonner Marktplatz zur Mitgliedschaft gekommen, die übrigens mit dem ein oder anderen Vorteil zum Beispiel bei Leihrädern verbunden ist. Gemessen an den vielen Radfahrern in Deutschland ist bei der Mitgliederzahl von knapp 160 000 noch eine ganze Menge Luft nach oben.
Und wie sieht es bei Euch aus? Mitglied im ADFC oder nur Sympathisant? Oder seid Ihr gar kritisch eingestellt?
Eine gute Entscheidung – auch wenn ich sie für mich bewusst nicht getroffen habe, sondern vor etwa einem Jahr dem VCD beigetreten bin: Einfach, weil ich das Thema Mobilität dort umfassender repräsentiert sehe als beim ADFC, der schon vom Namen her den Schwerpunkt auf das Fahrrad setzt. Aber auch bei mir war letztlich ausschlaggebend, eine Organisation finanziell (und ideell sowie praktisch, wenn Zeit dafür ist) zu unterstützen, die mir sympathisch ist, weil ihr Anliegen das richtige(re) ist.
Zeitgleich mit Deinem ADFC-Beitritt habe ich übrigens gestern eine flammende Austrittserklärung (in deiner Nähe) gelesen – man könnte meinen: »Wie man’s macht, macht man’s verkehrt« – ein Spruch, den ich schon öfters gehört habe, dem ich aber einen anderen entgegenstellen würde: »Nur wer nichts macht, macht nichts verkehrt.«
Das richtige Handeln liegt m.E. nicht in der Wahl (ADFC, VCD o.ä.) begründet, sondern in der Entscheidung, überhaupt Engagement zu zeigen. Du hast also zuallererst einmal alles richtig gemacht, der Rest ist Feintuning, Erkenntnis und/oder Revision – irgendwann, vielleicht auch nie.
Vielen Dank für Deinen Kommentar, Jochen und den Hinweis auf den VCD, den ich bisher nur ganz am Rande auf dem Schirm hatte. Ich bin da vollkommen bei Dir; das Thema Mobilität muss natürlich viel umfassender gedacht werden, als nur aus der Sicht des Radfahrers. Wie ich gerade sehe, hat der VCD ja traurigerweise mit rund 60 000 noch weniger Mitglieder, obwohl der den wesentlich breiteren Ansatz hat … Ich werde den VCD und seine Aktivitäten mal intensiver beobachten.
Dank auch für den Hinweis auf die flammende Austrittserklärung. Dass man einen solchen Verein für einzelnen Positionen kritisieren kann, war mir von vornherein klar. Wie soll das auch anders sein. Aber wie Du richtig schreibst, ging es mir eher um ein grundsätzliches Statement.
Die Arbeit des ADFC ist auch eine politische. Politik ist nach (m)einer Definition, die Kunst des Möglichen. Mit Maximal-Forderungen ist hier nicht viel zu erreichen. Daher würde ich dies nicht, wie der Kollege aus Köln, an Einzelpositionen festmachen wollen – wenn ich auch sehr gut seine Verärgerung verstehen kann (die Stelle, die er in seinem Blog dokumentiert hat, kenne ich übrigens auch sehr gut).
Auf den VDC bin ich kürzlich bei einem Besuch im Reisebüro Kopfbahnhof gestoßen, ich weiß nicht, ob Ihr als Helden der Bahn 😉 das kennt. Eine Freundin hatte mich darauf hingewiesen, als ich eine etwas kompliziertere Zugfahrt über Nacht vor mir hatte, die Beratung hat gepasst, ist ein sehr gutes Konzept.
Abgesehen davon widerstreben mir solche Mitgliedschaften irgendwie, ich hätte das Gefühl, hinter allem stehen und mich daher ständig damit auseinandersetzen zu müssen, was die so treiben. Ich fahre lieber so viele Strecken wie möglich mit dem Rad und versuche ab und an, die Kollegen morgens im Fahrstuhl zu missionieren. Jochen hat aber schon recht, es ist wohl besser ein bißchen was falsch machen, als gar nichts.
(Ich bin allerdings Mitglied beim DAV, falls das auch was zählt 🙂 – wobei ich mir dabei inkonsequenterweise keinen Kopf mache, ob ich da hinter allem stehe… Macht der Gewohnheit oder so.)
Ich kann Deine Vorbehalte in Hinblick auf Mitgliedschaften nur zu gut verstehen – geht mir ebenso und nichts liegt mir mehr ferner als Vereinsmeierei. Auf der anderen Seite sehe ich dort eine ganz Menge engagierter Leute, die auch etwas bewegen. Die Radfahrer-Lobby etwas zu stärken – wenn auch nur überwiegend passiv – war meine Intention. Und wenn ich mir die Mitgliederzahlen des ADFC anschaue, dann ist das wirklich ja nur ein „Stimmchen“.