Es war ein Geburtstagsgeschenk und ja, ich kann es nicht anders bezeichnen, es war eine Sauerei, eine echt matschige Sauerei. Geschenkt von den beiden Freunden und Kollegen Benny und Frank. Eigentlich hatte ich für dieses Wochenende vor 2 Wochen etwas ganz anderes geplant. Ich wollte erstmals an Fichkona teilnehmen, vom Fichtelberg 600 km in den Norden zum Kap Arkona auf der Insel Rügen. Einen Startplatz hatte ich via Losverfahren erhalten. Aber da hatte das Geburtstagsgeschenk namens Tough Mudder von den lieben Freunden natürlich Vorrang. Zumal die beiden erklärten: „Wir sind auch dabei …“
Von Tough Mudder hatte ich bisher noch nichts gehört. Den StrongmanRun kannte ich, aber den Tough Mudder nicht. Es sei das Original, sagten mir die beiden. Original ist immer gut. Auf einer Strecke von 18 Kilometern sind ein paar verrückte Hindernisse zu überwinden: Holzwände, Becken mit eiskaltem Wasser, natürliche Morastpfützen, in denen man zum Teil hüfttief versinkt. Hier kommt echtes Sumpf-Feeling auf. Die Hindernisse tragen Namen wie Kiss of Mud, Berlin Walls, Birth Canal, Everest 2.0, Artic Enema und ja, eins mit dem dem Namen Electroshock Therapy … Die Namen sind überaus treffend gewählt, wie ich im Nachhinein konstatieren muss.
Im Vorfeld hatte ich mich mit den Hindernisse nicht näher beschäftigt. Auf mich zukommen lassen, hieß meine Devise. Was ich nicht weiß, macht mich nicht nervös heiß. Da wirst Du irgendwie schon durchkommen. Ich wusste nur, dass das eine nasse und sehr dreckige Angelegenheit werden würde. Irgendwo muss der Name Mudder ja auch herkommen (mud ist englisch und heißt Schlamm, Matsch, Morast). Nach den 18 Kilometern war mir dann auch klar, warum dem Wort Mudder das Wörtchen Tough vorangestellt ist (Tough ist ebenfalls englisch und heißt zäh, hart, brutal).
Die vielen Niederschläge in den Wochen vor dem Event taten ihr Übriges. Sie ließen die komplette Strecke um Arnsberg zu einer einzigen Matsch-Schlacht werden. Wohlweislich hatte ich meine ältesten Laufschuhe ausgewählt, die allerdings auch mit dem Nachteil behaftet waren, dass sie nur noch sehr wenig Profil hatten. Noch vor Start rutschte ich aus und saß im Matsch. Das konnte ja heiter werden – zumal auch einige Höhenmeter im Wald und auf Wiesen zu überwinden waren. So haute es mich beim Laufen tatsächlich mehrfach hin, weil ich schlicht und einfach wegrutschte.
Beim Tough Mudder gibt es keine Zeitnahme. Es geht nicht darum, die Strecke in möglichst kurzer Zeit zu überwinden, sondern sie überhaupt zu schaffen. Dabei steht der Teamgedanke im Vordergrund. Einige Hindernisse können nur gemeistert werden, wenn die Teilnehmer zusammenarbeiten. Dazu gehört zum Beispiel die gute alte Räuberleiter. Wer jemanden fallen sieht, der reicht ihm die Hand und zieht ihn wieder hoch. Die Teilnehmer helfen sich untereinander, ganz gleich, ob man denjenigen kennt oder nicht. Das hat mir gefallen.
Die Hindernisse sind alle irgendwie schaffbar, auch wenn es einige gibt, die etwas Überwindung kosten. Da ist zum Beispiel gleich zu Anfang das Artic Enema, ein Becken, in das man hineinrutscht und auch komplett eintaucht, welches mit Wasser und Eiswürfeln gefüllt ist. Brrr – was war das scheiße kalt. Spätestens nach diesem Hindernis ist man mitten drin. Freiwillig laufe ich danach schneller, um wieder warm zu werden.
Es ist aber auch kein Problem und darauf wird vom Veranstalter extra hingewiesen, ein Hindernis zu umgehen. Sicherheit hat hier Vorrang. Das Erlebnis auf den 18 Kilometern ist (fast) das gleiche.
Wer nun denkt, dieser matschige Dreckslauf sei eher etwas für große und kleine Jungs, sieht sich getäuscht. Eine nicht unerhebliche Zahl von Läuferinnen geht hier ebenfalls auf die Strecke.
Ein besonderes Schmankerl bietet das letzte Hindernis, das sich zuschauerfreundlich unmittelbar vor dem Ziel befindet. Ich darf von mir sagen, dass ich an dieser Stelle kein besonders gutes Bild abgegeben habe. Hier hängen lose Drähte herab, durch die Strom fließt. Gerechnet hatte ich mit etwas, was auf der Haut ein leichtes Zwiebeln verursacht. Als mich der erste Schlag trifft, zieht es mir fast die Schuhe aus. Ich bleibe erst einmal stehen und sofort folgen Schläge 2 und 3. Das kann doch echt nicht wahr sein … Ich gehe unfreiwillig in die Knie,mich treffen die Stromschläge 4 und 5, ich presse mich auf den Boden und krieche fluchend unter den Drähten Richtung Ziel. Andere laufen hier einfach durch, als seien sie immun gegen Elektrizität.Wie ich nachher erfahre, fließen rund 10.000 Volt durch die Drähte, ein normaler Weidezaun hat um die 3.000 Volt. Kein Wunder :-/
Irgendetwas zwischen 3 und 4 Stunden haben wir für die 18 Kilometer gebraucht. Verrücktes Ding, denke ich auf dem Weg zum Auto und vielen Dank noch mal für dieses Geschenk. Ich weiß jetzt schon, wie ich mich revanchieren erkenntlich zeigen werde, zumal Benny auf wundersame Weise von den Starterlisten verschwand 😉 und da echt etwas verpasst hat.
Also Joas, Du kannst doch nicht ernsthaft für so einen Kruscht einen Startplatz bei der Fichkona (und den dazugehörigen Bericht!!) sausen lassen – und das auch noch auf einem Blog rund ums Radfahren schreiben! Das treibt mir ja direkt die Tränen in die Augen.
Okay, Du hattest anscheinend Spaß, das freut mich für Dich… aber trotzdem! Mann!!
Fichkona kommt ja noch 🙂 Die Jungs hatten das Ticket schon gekauft … Aber grundsätzlich hast Du recht. Das hier ist ein bisschen wie Kirmes.
Haha, oh je, das hört sich ja nach echt viel “Spaß” an – Stromschläge?? 😀
Sehr schön 🙂
Wirklich? Fichkona für so eine Teletuppi-Veranstaltung absagen – ich werde manche wohl nie verstehen.